Darin sprach sie sich für mehr Frauen in Führungspositionen aus. „Wir müssen im öffentlichen Dienst vorangehen, wenn es darum geht, den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu steigern. Denn gemischte Teams sind einfach erfolgreicher. Wer sich dieser Chance verschließt, schöpft nicht alle Möglichkeiten aus, um erfolgreich zu sein“, zeigte sich Giffey überzeugt.
Im öffentlichen Dienst des Bundes soll bis 2025 die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in Leitungsfunktionen erreicht werden. Darauf haben sich die Regierungsparteien im Koalitionsvertrag verständigt. Aktuell beträgt der Frauenanteil an Leitungsfunktionen in obersten Bundesbehörden rund 35 Prozent - Tendenz steigend. Berücksichtigt man, dass der Frauenanteil an allen Beschäftigten im höheren Dienst bei 46 Prozent liegt, sind Frauen in Leitungsfunktionen deutlich unterrepräsentiert. „Um das Ziel einer gleichberechtigten Teilhabe zu erreichen, gibt es also noch viel zu tun“, so die Bundesministerin.
Auch im öffentlichen Dienst stoßen Frauen noch zu oft an die gläserne Decke. Die Gründe dafür können vielfältig sein, zum Beispiel Regelungen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erschweren oder die Tatsache, dass Beschäftigte in Teilzeit schlechter beurteilt werden.
Helene Wildfeuer, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung und Gastgeberin der Fachtagung, hob in ihrer Auftaktrede hervor, dass die Digitalisierung für Frauen mit großen Hoffnungen verbunden sei: „Die Erwerbsarbeit kann mobil und zeitlich flexibel erledigt werden. Der Wunsch nach Familie muss nicht länger dem beruflichen Erfolg untergeordnete werden oder umgekehrt. Das gilt für Mütter und Väter." Von Franziska Giffey, der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend forderte Wildfeuer, die Chancen des digitalen Wandels zu nutzen, um die beruflichen Entwicklungschancen für Frauen im öffentlichen Dienst zu verbessern. „Frauen stellen die Mehrheit der Beschäftigten in den öffentlichen Verwaltungen, in den Kommunen, in der Steuerverwaltung, in Grundschulen, Kindergärten, Krankenhäusern und Pflegeinrichtungen. Sie spielen auf den Führungsebenen aber noch immer die zweite oder sogar nur die dritte Geige", machte Wildfeuer deutlich.
Mit Blick auf die Vereinbarung zur gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in Leitungsfunktionen des öffentlichen Dienstes im Koalitionsvertrag forderte Wildfeuer: „Wir brauchen den Wandel von der Leistungskultur 2.0 zur Leistungskultur 4.0 – im Sinne einer modernen und funktionstüchtigen digitalen Verwaltung und im Sinne einer zeitgemäßen Verwaltungskultur, die die gleiche Teilhabe von Männern und Frauen an Führungspositionen ermöglicht".
Auch in einer zunehmend digitalisierten Verwaltung muss die letzte Entscheidung von Menschen getroffen werden. Das hat der Zweite Vorsitzende des dbb Friedhelm Schäfer betont. Sowohl Bevölkerung als auch Beschäftigte hätten berechtigte Sorgen, wenn staatliches Handeln immer mehr von Algorithmen bestimmt würde. „Wie sieht es dann mit individuellen Entscheidungen aus? Wie wird Ermessensspielraum gestaltet und umgesetzt? In diesen Fragen kommen Bedenken zum Ausdruck, die wir ernst nehmen und der Politik vermitteln müssen", sagte Schäfer.
Um den digitalen Wandel sinnvoll zu gestalten, müssten zudem die Interessen der Beschäftigten berücksichtigt werden. Schäfer: „Auch hier müssen wir der Politik verdeutlichen, dass die Veränderung von Abläufen und die Einführung neuer Verfahren nicht mal eben so nebenbei laufen kann – und schon gar nicht zum Nulltarif zu haben ist. Wir werden uns intensiv damit auseinandersetzen müssen, wie wir einerseits die Kolleginnen und Kollegen über Aus- und Fortbildung bei diesem Prozess begleiten können und andererseits parallel unser Bemühen bei der Gewinnung neuer qualifizierter Fachkräfte verstärken."
Die Frauenbeauftragte des VRB Katja Maßenberg unterstützt die Forderungen des dbb. „Die Digitalisierung verändert die Art, wie wir leben und arbeiten. Unsere Erwerbsarbeit wird mobiler und flexibler. Starre Organisationsstrukturen und Arbeitsmethoden, festgeschriebene Arbeitszeiten sowie ein Leistungsbegriff, der Arbeitsleistung und Büropräsenz gleichsetzt, sind nicht länger zeitgemäß. Familienorganisation und berufliche Karriere stehen durch die Digitalisierung nicht länger im Widerspruch. Frauen eröffnen sich damit ganz neue Berufschancen“, unterstrich Maßenberg.
Wie neue Arbeitskonzepte, z.B. Job-Sharing und Top-Sharing, auch im Behördenalltag aussehen könnten oder was öffentliche Arbeitgeber von Frauen in Führungspositionen lernen könnten, wurde in Fachvorträgen deutlich gemacht und in anschließenden Diskussionen erörtert.
Bei der Betrachtung alternativer Arbeitszeitmodelle wurde das Thema „Vertrauen“ in den Mittelpunkt gerückt. Es wurde berichtet, dass im BMFSFJ für alle Bediensteten Vertrauensarbeitszeit gekoppelt mit mobilem Arbeiten eingeführt wurde. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass Motivation und Flexibilität nur durch das gegenseitige Vertrauen, insbesondere zwischen unmittelbaren Führungskräften sowie Behördenleitungen und den Bediensteten, die sich in Teams/Referaten selbst organisieren, erreicht werden kann.
„Auch die 14. Frauenpolitische Fachtagung war somit eine sehr gelungene, informative und interessante Veranstaltung, die wichtige Impulse für unsere Verbandsarbeit setzen konnte“, so Maßenberg in ihrem positiven Fazit.
Mehr zur 14. Frauenpolitische Fachtagung der dbb bundesfrauenvertretung „Frauen 4.0: Ab durch die gläserne Decke! Neue Perspektiven für den öffentlichen Dienst“ am 14. Juni 2018 im dbb forum berlin unter www.frauen.dbb.de.
Bild Einkommenstabellen: Thorben Wengert / pixelio.de
Bild dbb SPEZIAL zum Coronavirus: Christian Daum / pixelio.de