„Die bestehenden gesetzlichen Mitbestimmungsrechte müssen an die Erfordernisse einer zunehmend digitalisierten und entgrenzten Arbeitswelt angepasst werden. Denn je dezentraler die Beschäftigten arbeiten, desto wichtiger wird die Bündelung ihrer Interessen“, sagte die Vorsitzende zum Auftakt der Veranstaltung.
Vor allem die Nachteile, die aufgrund von Pflege, Eltern- und Teilzeitbeschäftigung bestehen, müssten gezielt in den Blick genommen werden. „Wer weniger Zeit im Büro verbringt, wird seltener bei Beförderungen berücksichtigt. Diese Tendenz droht mit zunehmender Entgrenzung der Arbeit weiter zu steigen“, machte Helene Wildfeuer deutlich. „Umso mehr müssen wir darauf achten, dass ein Mehr an Mobilität und Flexibilität Frauen in ihrer Karriereentwicklung nicht noch stärker zurückwirft.“
Eindringlich warnte Helene Wildfeuer auch vor den gesundheitlichen Risiken, die der digitale Wandel mit sich bringt. „Die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, darf nicht dazu führen, dass sich Beschäftigte verpflichtet fühlen, rund um die Uhr zur Verfügung zu stehen“, so die Vorsitzende. Um diese Risiken nicht auszureizen, müssten auch im öffentlichen Dienst die geltenden Gesetze zum Arbeits- und Gesundheitsschutz ordnungsgemäß angewandt und entsprechend an die sich wandelnden Arbeitsumstände angepasst werden. „Richtwerte dafür liefern die Bedürfnisse der Beschäftigten“, betonte Helene Wildfeuer. “Sie sind damit auch jene Expertinnen und Experten, die am besten wissen, was gut für ihre Arbeit und ihre Gesundheit ist. Sie müssen mit ins Boot geholt werden!“
Bei der Gestaltung der Arbeitsplätze der Zukunft im öffentlichen Dienst müssten auch die Erwartungen der jungen Generation Berücksichtigung finden. „Vor allem junge Frauen streben nach einer sinnstiftenden beruflichen Aufgabe, bei der die persönliche und private Entfaltung nicht zu kurz kommt. Sie wollen, dass sich die Erwerbstätigkeit an ihr persönliches Leben anpasst“, hob Helene Wildfeuer heraus. Diesen Anspruch junger Frauen an ihre Lebensgestaltung müssten auch die öffentlichen Arbeitgeber „im Sinne einer Balance aus Arbeiten und Wirken, Familie und Freizeit“ stärker berücksichtigen. „Nur so können sie die hart umworbenen, gut ausgebildeten Nachwuchskräfte für sich gewinnen“, so die Vorsitzende.
Die Frauenbeauftragte des VRB, Katja Maßenberg, sieht vor allem die positiven Effekte durch die Digitalisierung für den öffentlichen Dienst: „Vor allem Frauen mit Familienpflichten profitieren davon. Durch neue Kommunikationstechnologien und -methoden kann Arbeit zeitlich und räumlich besser an die Familiensituation angepasst werden. Gerade junge gut ausgebildete Frauen, aber auch immer mehr qualifizierte Männer, streben in öffentliche Verwaltungen, weil sie flexibel und familienorientiert arbeiten möchten.“
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